Ein schönes Lächeln ist mehr als nur Zähne zeigen
In der Natur, dessen Teil der Mensch ist, nimmt die ästhetische Wahrnehmung eine wichtige Stellung ein. Ob das die prächtigen Farbkleider der Vögel sind, die auffällige Rotgesichtsfärbung der Mandrille oder der kraftvoll-geschmeidige Körperbau der Raubkatzen - überall in der Natur sind wir von der Perfektion und Ästhetik umgeben, auch wenn wir sie nur unbewusst wahrnehmen. Die Evolution hat dafür gesorgt, dass solche Elemente in der Biologie bevorzugt werden, die wir als schön empfinden. Bei genauer Betrachtung erweist sich die Schönheit als Perfektion der Form und Farbe.
Für Menschen des 21. Jahrhunderts ist die Ästhetik zum Inbegriff der Lebensweise geworden. Durch Druck- und digitale Medien, die von Jahr zu Jahr immer bessere Wiedergabequalität aufweisen, werden wir mit schönen, technisch perfekten Bildern überflutet. Mit Bildern von schönen Körpern und schönen Gesichtern, ästhetisch geformten Fahrzeugkarosserien und Designermöbeln. Allen diesen Formen ist gemein, dass sie Proportionen aufweisen, die wir als wohlgeformt empfinden.
Was ist aber Schönheit? Ist sie messbar? Warum empfinden wir einige Formen als sehr schön, andere weniger und wiederum andere als abstoßend? Einige Forscher haben sich mit dieser Thematik eingehend befasst und fanden Antworten, die empirisch belegt, messbar und biologisch erklärbar sind. Betrachten wir diese Forschungsergebnisse an prägnantester Körperstelle des Menschen - an unserem Gesicht und dem, was unser Gesicht liebenswert macht - an unserem Lächeln.
An der menschlichen Mimik sind 26 verschiedene Gesichtsmuskeln beteiligt. Da der Mensch ein soziales Wesen ist und in Vergangenheit in größeren Gemeinschaften lebte, war es für unser Überleben notwendig, in Bruchteilen von Sekunden die Stimmung eines Gruppenmitglieds an seinem Gesicht abzulesen. Obwohl man beim Lächeln nur den Mund in die Breite zieht, erkennen wir sofort, ob es ein offenes, ehrliches, warmherziges oder ein gestelltes, kaltes oder einfach ein nervöses Lächeln ist. Kleine Nuancen in der Mimik sorgen für diese großen Unterschiede.
Ein schönes Lächeln ist in unserer Ästhetik betonten Welt wichtig. Ein Lächeln kann mehr als tausend Worte sagen. Es ist unsere Visitenkarte - unser Statussymbol. Ein schönes, gesundes Lächeln kann über unsere berufliche und private Zukunft entscheiden.
Physiologie und Anatomie des Lächelns
Lächeln ist auf allen Kontinenten und in allen Kulturen eine universelle nonverbale Kommunikationsform. Das Lächeln regt unser Gehirn an, Endorphine zu produzieren und durch Lächeln die Glückshormone an unsere Mitmenschen zu geben. Lächeln steckt an. Bereits wenige Wochen alte Babys lächeln, auch wenn es lediglich ein Reflex ist.
Der Ästhetik des Lächelns legen wir bewusst und unbewusst großen Wert zu. Im Gespräch mit einer Person fixieren wir unseren Blick am zweithäufigsten nach den Augen auf den Mund und somit auf die Zähne. Ein schönes Lächeln ist nicht nur angenehm anzusehen; es sagt eine Menge über die Person aus. Ein schönes Lächeln verrät uns nicht nur das Gemüt der Person und jugendliche Unbekümmertheit, es impliziert vor allem Gesundheit.
Was genau zeichnet schönes Lächeln aus? Ein schönes Lächeln ist weit mehr als weiße, gerade Zähne. Es ist eine Kombination aus der Lippenform, gesundem Zahnfleisch und einer gewissen Art an Symmetrie und Asymmetrie. Aus einer psychologischen Untersuchung aus dem Jahr 1999 (RIBOWSKI & GRAMMER), in welcher der Grad der Symmetrie eines Gesichtes mit dessen Attraktivität verglichen wurde, geht genau das hervor. Es wurden insbesondere Frauengesichter als besonders attraktiv eingeschätzt, deren Gesichter kleine Asymmetrien aufwiesen.
Schönheit ist weder die absolute Perfektion der Symmetrie noch die völlige Ungleichheit und Asymmetrie einer Erscheinung. Schönheit ist die augenfällige Symmetrie mit einer Pointierung der Asymmetrie.
Die Minimale Abweichung verleiht dem Menschen insgesamt die Persönlichkeit und die Individualität.
Die Symmetrie beschränken wir dabei keinesfalls auf den Mund, sondern erweitern sie auf den Rest des Gesichts. Unbewusst messen wir die Länge der Nase, deren Abstand zur Oberlippe, Abstand der Augen und setzen sie zueinander ins Größenverhältnis. Weichen sie von der Norm ab, empfinden wir ein Gesicht als weniger attraktiv. Doch was ist die Norm? Die Norm, von kulturellen und modebedingten Unterschieden abgesehen, ist mathematisch definiert und folgt universellen Naturgesetzen. Den Mathematikern, Architekten und Künstlern ist sie seit der Antike bekannt und wird Goldener Schnitt genannt.
Goldener Schnitt und Geometrie des Lächelns
Als Goldener Schnitt wird das Teilungsverhältnis einer Strecke definiert, bei dem das Verhältnis des Ganzen zu seinem größeren Teil (Major) dem Verhältnis des größeren zum kleineren Teil (Minor) entspricht. Es beträgt etwa 1:1,618.
Der Goldene Schnitt ist eine paradoxe Regel und findet sich in der Astronomie, Botanik und Anatomie wieder. Die Resonanzen der Planetenbahnen pendeln sich nach diesem Prinzip ein, Blüten vieler Pflanzen folgen ebenfalls diesem geometrischen Gesetz. Spätestens seitdem der Mensch diese Regel erkannt hat, wendet er sie in der Kunst und Architektur an. Denn der Goldene Schnitt spielt eine entscheidende Rolle in unserer Schönheitswahrnehmung.
Als erster beschrieb den Goldenen Schnitt der griechischer Mathematiker Euklid um 300 v. Chr. Es gibt aber viele Hinweise, nicht zuletzt in der ägyptischen Monumentalarchitektur, dass Menschen diese Regel bereits schon vorher kannten. Die bekannteste Darstellung des Goldenen Schnitts findet sich bei Leonardo da Vinci in seinem "Vitruvianischen Mensch", dem medizinischen Symbol schlechthin, wieder. Als erster Renaissance-Wissenschaftler beschrieb da Vinci mathematisch den menschlichen Körper im Hinblick auf Gesetzmäßigkeiten der Proportionen und wandte seine Studien in der Malerei an. Mit dem Ergebnis, dass seine Arbeiten die Abbildung des menschlichen Körpers mit richtigen Proportionen und Perspektive revolutionierten.
In den 1970er Jahren wendeten Lombardi und Levin in zwei unabhängigen Studien die Wirkung der Schneidezähne in Bezug auf den Goldenen Schnitt an. Sie kamen zu dem Ergebnis, "dass die Frontzähne offensichtlich dann am meisten ansprechend erscheinen, wenn ihre sichtbaren Breiten zueinander im Verhältnis des goldenen Schnitts stehen." (Klocke, 2007).
Was zeichnet ein attraktives Lächeln noch aus? Das sind die Symmetrien aus horizontalen und vertikalen Bezugslinien, die wir im Kopf durch Augen, Lippen und Nase ziehen und sie im Verhältnis auf Parallelität und Symmetrie zueinander stellen. Es ist die Sichtbarkeit der Zähne beim Öffnen der Lippen. Dass sowohl die Zähne als auch das Zahnfleisch für ein schönes Lächeln gesund sein müssen, steht hier außer Frage. Weitere feine Details, die einem attraktiven Lächeln Individualität verleihen, ist eine schöne Lachkurve, Bukkalkorridor (schmale Schattenzone zwischen oberen Zahnreihen und der Unterlippe), der Gingivaverlauf, die Zahnform und die Zahnfarbe.
Der Schwerpunkt der Zahnmedizin wird heute zunehmend von einer rein funktionalen Behandlung auf die Einheit zwischen Funktion und Ästhetik verlagert. Wie Michelangelo seinen David durch die geometrischen Studien im Hinblick auf die Anatomie erschaffen konnte, so kann ein erfahrener Zahnmediziner durch zielgerichtete Behandlung die Schönheit seiner Patienten betonen. Denn nur wer sich gesund und wohl fühlt, hat gut lachen.
DENT AESTHETIC
ZÄ Herrat Schönrock, M.Sc., M.Sc.
Praxis für Implantologie & Ästhetische Rekonstruktion in Norddeutschland